60 Jahre Bürgergemeinschaft – Von den Anfängen bis heute
„Sehr geehrter Mitbürger! Wir erachten es als unsere Pflicht, allen Bürgern des Stadtteils Nordwest, bestehend aus den Siedlungen: Binsenschlauch, Eigenhandbau, Flugplatz, Rennbuckel und Weingarten bekannt zu geben, dass am 6. Oktober 1959 die Bürgergemeinschaft Nordweststadt gegründet wurde. Die Bürgergemeinschaft wird in Zukunft alle berechtigten Wünsche der Bürgerschaft unserer Nordweststadt der Stadtverwaltung
vortragen. […]“
Mit diesem Rundschreiben an die Bürger des Stadtteils im Nordwesten von Karlsruhe gaben der damalige erste Vorsitzende der neu gegründeten Bürgergemeinschaft, Karl Ott, und sein Stellvertreter, Walter Kritzer, die Gründung der Bürgergemeinschaft bekannt. Ohne die BG wäre unse Stadtteil längst nicht so attraktiv, wie er heute ist. Ohne die BG gäbe es diesen eigenständigen Stadtteil vielleicht gar nicht. Die Liste der Projekte, für die die BG sich in den letzten 60 Jahren eingesetzt hat, ist lang. Es gab Verbesserungen für das gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Leben. Verbesserungen des Wohnwertes und der Verkehrssituation im Stadtteil.
In unserem Bürgerheft „Die Nordweststadt“ informieren wir regelmäßig. Besonders freuen wir uns, dass wir mit unseren Festen und Gruppenangeboten ein Mehr an Gemeinschaft im Stadtteil erreichen konnten. Unsere Marktfrühschoppen, der gemeinsame Ausflug, unsere Angebote im Bürgerzentrum, die Workshops zum Rahmenplan, die Seniorennachmittage, der Martinsumzug, der Glühweinabend und natürlich unser Kulturfest und das Fest am Bonner Platz sind aus de Geschehen im Stadtteil nicht mehr wegzudenken.
Die Vorsitzenden:
Karl Ott stand 35 Jahre an der Spitze der Gemeinschaft. (1959-1994) In dieser Zeit wurde das bis heute gültige Wappen der Bürgergemeinschaft geschaffen, das noch immer Erkennungszeichen auf den Titelseiten des Bürgerheftes ist, dem „Sprachrohr“ für die Bürger, für Vereine, Kirchen, Schulen und andere Einrichtungen des Stadtteils. Auch dieses wurde unter seiner Regie auf den Weg gebracht. Ihm ist es zu verdanken, dass die Nordweststadt 1975 ein eigenständiger Stadtteil wurde. Karl Ott und seine Mitverantwortlichen setzten sich unter anderem erfolgreich ein für den Bau des Humboldt-Gymnasiums, die Fortführung der Nordbahntrasse in die Untere Hardt, die Einrichtung des Wochenmarktes und vieles mehr. Mit der Errichtung des Glockenturms auf dem Friedhofsgelände ging ein großer Wunsch von ihm und vielen Bürgern des Stadtteils in Erfüllung. Die Geselligkeit im Stadtteil kam unter seiner Vorstandschaft ebenfalls nicht zu kurz: Stadtteil- und Marktplatzfeste, Nikolausfeiern für Kinder in St. Konrad und vieles mehr waren Anlass, sich in diesem Stadtteil wohl zu fühlen.
Herbert Alshut (1994-1998) Bürgergemeinschaft ja, aber keine Parteipolitik, das war Grundlage seiner Arbeit. Besonders stark gemacht hat sich Herbert Alshut für die Sicherheit im Stadtteil, speziell im Bereich der tiefergelegten Straßenbahn. Wichtig war ihm eine Verbindung von der Nordweststadt zur Erzberger Straße, ganz besonders nach Etablierung des neuen Stadtteils östlich des Flugplatzes – der Nordstadt. Die damals zur Debatte stehende vollständige Überbauung des „Alten Flugplatzes“ wurde daher nicht befürwortet. Der „Alte Flugplatz“ sollte als wichtige Frischluftschneise und verbindendes Element für beide Stadtteile erhalten bleiben. Schon unter der Ägide von Herbert Alshut bemühte sich die BG um eigene Geschäftsräume und die Einrichtung eines Jugendtreffs und Bürgerbüros. Leider ohne Erfolg.
Gunther Spathelf (1998-2008) In den zehn Jahren als Vorsitzender war es für Gunther Spathelf wichtig, sich für die berechtigten Interessen der Bürger in der Nordweststadt einzusetzen. Dies war nicht immer ganz einfach, weil jeder Bürger sein persönliches Anliegen natürlich für besonders wichtig hielt und dabei den Blick für den ganzen Stadtteil verlor. Zusammen mit seinem Team hat er zahlreiche Feste vorbereitet und durchgeführt. Hervorzuheben sind die fünf großen Straßenfeste in der Landauer Straße. In Zusammenarbeit mit den einzelnen Ämtern der Stadtverwaltung konnte einiges auf den Weg gebracht werden. Darüber hinaus waren ihm zwei Dinge wichtig: Die Gestaltung des Volkstrauertages und die Gründung des Trauernetzes. Mit dem Volkstrauertag sollte wenigstens einmal im Jahr darüber nachgedacht werden, dass in unserem Staat seit über 70 Jahren Frieden herrscht. Das Trauernetz wurde zusammen mit Ingrid Kosian und Andreas Erlecke ins Leben gerufen, um Trauernden eine Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch zu bieten.
Andreas Erlecke (2008-2011) Eines der wichtigsten Themen in seiner Amtsperiode war die Nahversorgung. Ohne seinen beharrlichen Einsatz gäbe es unser Nahversorgungszentrum wahrscheinlich nicht. Der Widerstand aus der Nachbarschaft war seinerzeit enorm. Die Beseitigung des Dauerstaus auf der B 36 durch den vierspurigen Ausbau war ebenfalls ein Erfolg der BG. Andreas Erlecke war es wichtig, die Bewohner des Stadtteils mitzunehmen, Möglichkeiten zur Beteiligung zu bieten. So zum Beispiel mit dem 2010 ins Leben gerufenen Workshop zur Aufenthaltsqualität im Stadtteil. Zwei Arbeitsgruppen befassten sich mit den Themen „Aufwertung des Heinrich-Köhler-Platzes“ und „Schaffung eines zentralen Platzes als Ort der Begegnung/Bürgerzentrum“. Das war auch die Geburtsstunde des Marktfrühschoppens. Ein Highlight war das Public Viewing zur Fußballweltmeisterschaft. Besonders wichtig war Andreas Erlecke die Begegnung mit den Menschen, die in der Nordweststadt leben. Auch der erste Seniorennachmittag fiel in seine Zeit.
Dr. Raphael Fechler (2011-2016) Mit den Menschen im Stadtteil ins Gespräch zu kommen – zu wissen, „wo der Schuh drückt“, aber auch aktiv zu gestalten, das war Raphael Fechler wichtig. Die BG hat es in seiner Amtszeit geschafft, die Nordweststadt wieder vermehrt ins Bewusstsein der Stadtverwaltung und Kommunalpolitik zu rücken. Wesentlich war hier sicherlich die Podiumsdiskussion „Die Nordweststadt – ein vergessener Stadtteil?“. Mit einem aktiven Team und vielen neuen Ideen konnte eine Vielzahl von Projekten entwickelt und umgesetzt und so der Stadtteil noch lebenswerter gemacht werden. Genannt seien hier zum Beispiel das Stadtteilfest „Kultur Nordwest“, das „Schaufenster Nordwest“, aus dem das heutige Bürgerzentrum entstand und die Zusage für die „Dorflinde“ auf dem Walther-Rathenau-Platz als Projekte zum Stadtgeburtstag „KA-300“. Für die Kinder im Stadtteil gibt es seither den beliebten Martinsumzug und das Sinneswäldchen beim Walther-Rathenau-Platz. Dort trifft sich Jung und Alt zum inzwischen traditionellen Glühweinabend.
Konrad Ringle (seit 2016) Das Thema Bürgerzentrum ist noch immer von zentraler Bedeutung. Die Rahmenplanung beschäftigt Konrad Ringle und die BG ebenfalls sehr. Die Bürger für die Teilnahme an den Bürgerversammlungen, Stadtteilspaziergängen und Diskussionsrunden zu gewinnen war ein wichtiges Ziel. Mit den Workshops zum Rahmenplan konnte ein aktives Miteinander zur Gestaltung des Stadtteils erreicht und auch schon einiges umgesetzt werden. Große Bedeutung hat auch die Gestaltung eines Zentrums mit Aufenthaltsqualität für die Nordweststadt. Mit dem Neubau der Petrus-Jakobus-Kirche und dem darauffolgenden Umbau des Marktplatzes wurde hier ein Anfang gemacht. Die bestehende Festkultur mit ihren zur Tradition gewordenen Veranstaltungen (diese haben sich zu beliebten Familien- und Kennenlernfesten entwickelt) gilt es aufrecht zu erhalten. Die BG noch bekannter zu machen, für die Nordweststädter und die Probleme im Stadtteil da zu sein, das ist Konrad Ringle wichtig. Sein Motto: Wir sind noch nicht perfekt, aber wir arbeiten daran.