Interview mit Paddy Boehm – Karikaturist aus Leidenschaft
Paddy Boehm ist 1973 in Karlsruhe geboren, in der Nordweststadt aufgewachsen und hier zur Schule gegangen. Schon als Schüler interessierte er sich fürs Zeichnen, Parodien und komische Kunst im Allgemeinen und hat nie damit aufgehört.
Wie bist Du auf diese Art Malen gekommen?
Die Initialzündung kam anlässlich der Fußballweltmeisterschaft. Ich war gerade neun Jahre alt, als ich in der „Hörzu“ die Köpfe der deutschen Fußballmannschaft als Karikaturen entdeckte. Geschaffen hatte diese Sammelbilder der Künstler Volker Ernsting. Diese überzeichneten Gesichter fand ich einfach faszinierend – so etwas wollte ich irgendwann auch einmal machen. Zuerst habe ich Comicfiguren z.B. aus Asterix und Lucky Luke abgezeichnet. Ich habe aber schnell festgestellt, dass mich statt Geschichten eher Gesichter interessierten. Mit 15 Jahren habe ich mit meinem sechs Jahre jüngeren Bruder Tim ein kleines selbst zusammengestelltes schwarzweißes Comic-Heft herausgebracht, das wir im Familien- und Bekanntenkreis verteilten.
Wie ist das, wenn das Hobby zum Beruf wird?
Es ist natürlich eine tolle Sache, berufsmäßig das tun zu können was mir wirklich Freude macht, meinen Traum leben zu dürfen. Ein bisschen mehr Zeit hätte ich gerne noch für freies Zeichnen und Karikaturen von prominenten Persönlichkeiten.
Braucht es Talent oder kann man das Karikieren lernen?
Talent allein ist mir zu einfach gedacht. Es kommt wohl vor allem darauf an, sich für eine Sache zu begeistern und dabei zu bleiben, Geduld mit sich selbst haben. Das kann schon Jahre dauern. Ich selbst habe hauptsächlich durch Bücher und das „Studieren“ der Werke anderer Künstler gelernt. Viel Hilfestellung und Anregungen bekam ich auch aus der Künstlergemeinschaft. Selbst die ganz großen, wie Sebastian Krüger, der u.a. für den „Spiegel“ arbeitete und den ich bei einem Workshop mit
Künstlern aus aller Welt persönlich kennenlernen durfte, geben Tipps aus ihrem Erfahrungsschatz weiter.
Was versteht man unter einer Karikatur? Dicke Nasen, große Köpfe? Und wo ist der Unterschied zum Cartoon?
Eine Karikatur stellt eine reale Person oder Situation in komischer Weise sehr überzeichnet dar, oft eben mit besonders großer Nase. Manchmal werden auch Eigenheiten oder Vorlieben hervorgehoben. Die Köpfe müssen nicht größer sein, da ich aber meinen Hauptfokus auf die Gesichter lege, mache ich das, wie viele andere Kollegen auch. Cartoons dagegen sind eher erfundene, vereinfacht dargestellte Figuren, oft aber auch mit großen Nasen (schmunzelt).
Was kann die Karikatur ausdrücken, was das Foto nicht kann?
Eine Fotografie bildet das Gesehene eins zu eins ab. Bei einer Karikatur kann ich persönliche Merkmale und Eigenheiten durch überzeichnen besser und humorvoll hervorheben. Außerdem kann durch Körperhaltung, Kleidung, das Hinzufügen von Gegenständen oder Hintergründen die Person individueller dargestellt werden.
Was macht für Dich eine gute Karikatur aus?
Es braucht auf jeden Fall einen gewissen Grad an Übertreibung, und die dargestellte Person sollte auf jeden Fall zu erkennen sein. Und natürlich muss die Zeichnung auch handwerklich gut gemacht sein. Eine gewisse Spannung soll der Betrachter verspüren können. Ich fange bei Gesichtern immer von innen an, mit Augen, Mund und Nase. Daraus ergibt sich dann zum Schluss die Gesichtsform.
Für wen zeichnest Du?
Hauptsächlich zeichne ich für persönliche Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten und andere Familienfeiern oder Jubiläen, im Auftrag von Privatleuten und Firmen. Das können Strichzeichnungen mit einem schwarzen Stift sein, schwarzweiß ist dann mit Schattierungen oder farbig mit Acrylfarben gemalt.
Du hast Dein Hobby zum Beruf gemacht – was machst Du gerne, wenn Du nicht zeichnest?
Ich spiele Schlagzeug. Das ist eine gute Abwechslung. Mit 16 Jahren habe ich angefangen zu spielen, lerne aber immer noch dazu, um mein Spiel zu verbessern.
Das Interview führte Edeltraud Götze