Die Nordweststadt
30.05.2019

Gespräch mit Pfarrer Achim Zerrer

Die Seelsorgeeinheit Karlsruhe Allerheiligen umfasst die Karlsruher Innenstadt sowie die Nordstadt, Nordweststadt, Südstadt, Weststadt und die Stadtteile Knielingen und Mühlburg. Sie ist die größte Seelsorgeeinheit des Dekanats Karlsruhe. Die Pfarrgemeinden Sankt Konrad in der Nordweststadt und Heilig Kreuz in Knielingen sind seit dem Jahr 2015 Teil der Seelsorgeeinheit Karlsruhe Allerheiligen. Leiter ist Pfarrer Achim Zerrer (50).

Pfarrer Zerrer, was sollten unsere Leser unbedingt von Ihnen wissen?
Besonders wichtig ist mir die Weltkirche. So war es naheliegend, dass ich nach Beendigung meines Studiums ein Jahr in Peru verbrachte, und zwar zufälligerweise (?) in San Conrado in Lima, der ehemaligen Partnergemeinde von St. Konrad. Dann bin ich ein leidenschaftlicher Bibel-Fan. Es ist spannend, wie die Wahrheit in diesem Buch, in der Literatur, verpackt ist. Ich bin Theologe aus Leidenschaft und will die Menschen dafür begeistern. Auf der spirituellen Ebene hat das Schweigen für mich eine große Bedeutung. Beten heißt da sein vor Gott, zur Ruhe kommen. Der Gegenpol ist die laute Welt um uns herum. Kirchen sollen groß und offen sein, Ruhe bieten. Oasen im Getriebe der Stadt sein, wo Menschen zu sich selbst kommen können. Wenigstens ab und zu – dazu will ich beitragen. Was hat Sie dazu bewogen, Pfarrer zu werden? Ich stamme aus einer religiösen Familie. Schon als Schüler, so ab der 10. Klasse, war bei mir wissenschaftliches Interesse für die Theologie da. Ich war neugierig, wie das zusammengeht: Weltentstehung und Theologie. Und ich habe viel Jugendarbeit gemacht – Jugendarbeit, die brummte (schmunzelt).

Am Beruf des Pfarrers fasziniert mich bis heute: Ein Pfarrer kann alles – aber nichts wirklich richtig (lacht). Er deckt vieles ab: Geburt, Tod, Finanzen, Bauen, Personalverantwortung und Seelsorge… Doch genau diese Mischung macht das Besondere an diesem Beruf aus.

Sie sind ja nicht nur Pfarrer in St. Stephan, sondern für sieben Pfarreien verantwortlich. Wie schaffen Sie das?
Durch Delegation. Ich habe Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Leute (hauptamtlich und ehrenamtlich), traue ihnen etwas zu. Eine Pfarrei ist wie ein „Tante-Emma-Laden“ (lacht). Es gibt dort so ziemlich alles: Gruppentreffen, Fortbildungen, Fahrten, Ausflüge, Feste, Glaubensgespräche, Kindertagesstätten, etc. Viele wollen Verantwortung übernehmen, und ich ermutige sie dazu. Mein Schwerpunkt liegt derzeit in der Gebäudeverwaltung. Wir haben einen großen Bestand an Gebäuden, die wir einerseits reduzieren müssen, andererseits instand halten. Da ist noch viel zu tun. Was wünschen Sie sich für die Seelsorgeeinheit Allerheiligen, speziell für St. Konrad und Heilig Kreuz? Ich wünsche mir für die Gemeinden Vertrauen auf die Zukunft und in die eigene Tätigkeit. Veränderungen werden meist mit Sorge gesehen. Vor allem den ehrenamtlich Tätigen möchte ich den Ansporn mit auf den Weg geben: „In mir steckt eine göttliche Kraft, die ich einsetzen kann“. Ich wünsche mir mehr Integration in die Stadtteile hinein – Mitspielen im Orchester, im Konzert der Stadtteile. Die Menschen sollen mehr zusammenrücken – auch im politischen Alltag.

Das Interview führte Edeltraud Götze